Der jüngst proklamierte "topographical turn" (Sigrid Weigel) der Kulturwissenschaften beruht auf der Annahme, dass Raum nicht einfach gegeben ist, sondern produziert wird. Gegenüber dem Raum als einem natürlichen, physikalisch oder durch Wahrnehmungsbedingungen gegebenen "Behälter" tritt dabei eine Untersuchungsperspektive in der Vordergrund, die Räume als kulturell konstituiert und als historischen wandelbar betrachtet.
Im Rahmen der gegenwärtigen Konjunktur des Topographischen gilt es, über die Frage hinauszugehen, welche kulturellen Semantiken sich mit Räumen verknüpfen (so z.B. die Kultursemiotik J.M. Lotmans) und nach den historischen Entstehungsbedingungen (Michel Foucault) dieser Bedeutungen zu fragen. Die Arbeitsgruppe "Raum – Körper – Medium" stellt sich dieser Herausforderung durch die Entwicklung einer sowohl medienthoretischen als auch kulturanthropologischen Perspektive auf die Konstitution kultureller Räume: Es geht dabei um die Perspektivierung von Raumkonstitution als Ergebnis von medialen Techniken (im Sinn von Friedrich Kittler) wie auch von menschlichen Praktiken (in Anschluss an Michel de Certeau). Mediale Räume sind dabei weniger als Extensionen eines vorgängigen Raums von Körperlichkeit zu denken (so Marshall McLuhan) als vielmehr Medialität immer schon ein Intervall (Georg Christoph Tholen) darstellt, die die Konstitution kultureller Räume hervortreibt.
(Ein ausführlicher Forschungsbericht zum gegenwärtigen Stand der kulturwissenschaftlichen Diskussion von Raumfragen und zur Position der Gruppe in diesem Feld findet sich hier (pdf-Datei).
Die Arbeitsgruppe "Raum – Körper " Medium" besteht seit Sommer 2002 und ist aus der Literaturwissenschaft des Münchener Instituts für Romanische Philologie hervorgegangen. Die Gruppe hat sich mittlerweile zu einem deutschlandweiten, interdisziplinären Netzwerk von Literatur- und Kulturwissenschaftlern aus Romanistik, Germanistik, Komparatistik und angrenzenden Disziplinen entwickelt. Ein im Herbst 2004 publizierter Sammelband konturiert den raumtheoretischen Ansatz der Gruppe sowohl in Theoriefragen als auch in paradigmatischen Einzelanalysen vom Mittelalter bis in die Gegenwart.
Nähere Informationen über die bisherige Arbeit der Gruppe sowie die aktuellen Projekte finden sich hier .
Als Ansprechpartner fungiert Jörg Dünne.
Diese Internetseiten dienen nicht nur der der Vorstellung der Arbeitsgruppe, sondern bieten darüber hinaus folgende Dienste an:
Internationaler Workshop "Kulturelle Gründungsakte"
(9.-10. Juni 2008, in Zusammenarbeit mit dem Konstanzer Exzellenzcluster "Kulturelle Grundlagen von Integration"):
Tagungsprogramm
Jörg Dünne / Sabine Friedrich / Kirsten Kramer (Hg.), Theatralität & Räumlichkeit.
Raumordnungen und Raumpraktiken im theatralen Mediendispositiv. Würzburg: Königshausen & Neumann [voraussichtl. Ende 2008].
Die Publikation geht hervor aus der Arbeitstagung "Theatralität - Medialität - Räumlichkeit" (20.-22. Februar 2006, in Zusammenarbeit mit der Kölner AG "Theatralität"): Tagungsprogramm (pdf), Tagungsbericht (pdf).
Jörg Dünne / Stephan Günzel (Hg.), in Zusammenarbeit mit Hermann Doetsch und Roger Lüdeke: Raumtheorie. Grundlagentexte aus Philosophie und Kulturwissenschaften. Frankfurt/M.: Suhrkamp (=stw 1800), 550 S., 18 EUR.
Inhaltsverzeichnis (pdf)
Jörg Dünne / Hermann Doetsch /Roger Lüdeke (Hg.): Von Pilgerwegen, Schriftspuren und Blickpunkten. Raumpraktiken in medienhistorischer Perspektive. Würzburg: Königshausen & Neumann 2004, 359 S., 38 EUR.